Die Bibel in der Weltliteratur
Schlüsselromane von Thomas Mann, Nagib Machfus und Toni MorrisonWie kein anderer Text hat die Bibel bis in jüngste Zeit die Literatur inspiriert und provoziert. Der Kurs beleuchtet herausragende Romanwerke von drei Nobelpreisträgerinnen aus drei Kontinenten: Mit «Joseph und seinen Brüdern» wollte Thomas Mann den faschistischen Dunkelmännern den Mythos entwenden und ins universal-menschheitlich Humane umfunktionieren. Nagib Machfus vergegenwärtigt in «Die Kinder unseres Viertels» die Gründungsfiguren der drei monotheistischen Religionen Mose, Jesus und Muhammad angesichts der Herausforderungen der Moderne. Im Kontext von Sklaverei, Rassismus und Sexismus erzählt Toni Morrison in «Beloved» von einer schwarzen Heilerin, die im Verweis sowohl auf das Alte (bzw. Erste) wie das Neue Testament zur Vorkämpferin für Selbstachtung und Befreiung wird.
Durch die literarische Neu- und Umgestaltung biblischer Stoffe und Gestalten wird die Bibel ins Heute geschrieben, sie gewinnt so die aufstörende Brisanz und Aktualität eines ungemein erfahrungsgesättigten Menschheitsbuchs. Im Rückbezug auf die jeweilige biblische Vorlage diskutieren wir die Erzählabsichten der Autorinnen und die religiös-theologische Bedeutung ihrer Werke. Handouts mit Schlüsselzitaten werden zur Verfügung gestellt, die vorgängige Romanlektüre wird nicht vorausgesetzt.